POETISCHES von Oskar STOCK: „Eiszapfenzeit“ – „Scheibenkratzen“

Eiszapfenzeit

 

Wenn mit ausgestreckter Hand,

rings der Frost liegt überm Land,

lässt das Wasser er gefrieren,

und Eiszapfen die Dächer zieren.

Größer werdend mit der Zeit,

das Dachschmelzwasser macht sich breit,

dass die Eiszapfen geschwind,

überdimensional und wuchtig sind.

Werden ausdrucksvoll und lang,

der Kälte und des Frostes Dank,

hängen auch an manchen Bäumen,

neben den Häusern und den Scheunen.

Sollt‘ den Eiszapfen es gelingen,

übermütig vom Dach zu springen,

kann man sie zerbersten sehen,

doch man sollt‘ nicht drunter stehen.

Scheibenkratzen

 

Wenn in der kalten Jahreszeit …

das Auto klirrt vor Frost und Eis,

dann heißt es eifrig Scheibenkratzen,

des Morgens früh, ein jeder weiß.

Den Schaber in der klammen Hand,

sorgt man ringsum für klare Sicht,

befreit die Heck- und Windschutzscheibe

von Raureif, dieser weißen Schicht.

Schafft gleichfalls seitwärts guten Durchblick,

inzwischen tun die Finger weh;

wie wünscht man sich eine Garage,

gäb’ es nur eine in der Näh’.

Im feuchten Mantel stracks zur Arbeit,

beeilt man sich, so gut es geht –

und kommt, nebst Kraftfahrzeug, versteht sich,

wie schon des Öfteren zu spät.

Bildquelle: O. Stock priv.

 

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